Der längste Umweg führt zurück nach Hause.
Elf Jahre alt ist Matomora, als er zum ersten Mal Weiße sieht. Er ist Internatsschüler in Tansania, kommt aus einer muslimischen Familie, Eltern und Geschwister leben polygam, er ist der Einzige, der lesen und schreiben kann. Er heftet sich an die Fersen der Fremden, und die fördern ihn nach Kräften. Doch was wie eine Bilderbuchgeschichte aus dem Missionsarchiv beginnt, endet in einer großen Enttäuschung – jedenfalls für die Weißen.
Die schicken ihn nämlich zum Medizinstudium nach Köln, wo er prompt ein waschechter 68er wird. Er engagiert sich für afrikanische Befreiungsbewegungen und fühlt eine Berufung, die mit dem, was seine Förderer von ihm erwarten, nicht mehr in Einklang zu bringen ist. Dennoch oder gerade deshalb wird Matomora zu einer Figur, die das Leben einer ganzen Region im südlichen Tansania nachhaltig verändert. Warum und wie, das erzähle ich nicht nur für Afrika-Begeisterte, sondern für alle, die sich über das Suchen und Finden des eigenen Wegs Gedanken machen.
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„Guten Tag, Herr Saidi!“
„Matomora. Ich bin Herr Matomora. – Guten Tag!“
„Saidi ist aber doch ihr Nachname, das steht hier.“
„Saidi ist der Name meines Vaters. Ich heiße Matomora.“
„Den Namen Ihres Vaters vermerken wir nicht. Wie heißen Sie denn mit Nachnamen?“
„Bei uns gibt es keine Nachnamen. Ich heiße Matomora Kibwana Saidi …“ Matomora holte kurz Luft. Wenn er mit Mohamedi weitermachen würde, müsste er sicher lang und breit erklären, warum er Mohammed hieß, ohne Moslem zu sein. Also kein Mohammed. „Nehmen Sie Matomora als meinen Nachnamen.“
„Also zweimal Matomora – vorne und hinten?“
„Ja, wegen mir. Schreiben Sie Matomora K.S. Matomora. Das reicht.“
Hanna Schott
158 Seiten, kartoniert
November, 2012